Warum Hamburg über freie Oberkörper debattiert

Plötzlich hängen Plakate am Eingang eines zentralen Parks: Männer sollen ihre T-Shirts wegen der Geschlechtergerechtigkeit nicht ausziehen. Nur ein Fake, der aber doch einiges über die Debattenlage der Gesellschaft aussagt. Die Stadt reagiert am Dienstag.

Wie aus einem zumindest gut gebastelten Gag eine Debatte über Geschlechter, Freiheiten und vermeintliche Spießigkeit erwachsen kann, konnte am Dienstag auf Twitter beobachtet werden – und zunächst auch in der ganz realen Welt, denn der Ursprung waren Plakate, die an Eingängen zu den Großen Wallanlagen in Hamburg aufgehängt worden waren und die in Typo und Aufmachung sehr ähnlich jenen waren, die die Stadt Hamburg für Hinweise und Bekanntmachungen verwendet.

Diese Plakate waren mit „T-Shirt bleibt an – alle haben Fun!“ überschrieben, gefolgt von einer Bitte an die Parkbesucher: „Sollten Sie männlich sein, bitten wir Sie, ihr T-Shirt beziehungsweise sonstige Oberbekleidung nicht auszuziehen“. Warum? Weil dieses Verhalten Frauen und Personen anderen Geschlechts (z.B. divers) an öffentlichen Orten so nicht möglich sei, denn „das Weglassen der Oberbekleidung kann für diese Personen unangenehm bis gefährlich werden“. Männer sollten deswegen ihr „Oberkörperfrei-Privileg“ nicht ausnutzen.

Auch wenn die Stadt Hamburg anders als die Verfasser „Gender-Sternchen“ nicht benutzt und auch im Sprachduktus durchaus Differenzen zu üblichen Bekanntmachungen zu finden sind, sorgten die Plakate in Internetforen für eine breite Diskussion über neue Spießigkeit, das Übertreiben der Genderdebatte und rot-grüne Moralapostel. Am Dienstagmorgen schritt Senatssprecher Marcel Schweitzer mit einem Tweet ein: „Das ist kein (!) Plakat der Stadt Hamburg. Das Anliegen mag aus individuellem Blickwinkel berechtigt sein, rechtfertigt aber nicht das Vortäuschen offizieller Anordnungen. Hier werden das Layout und das Logo der Stadt widerrechtlich genutzt“, schrieb er. Die Parkverwaltung hatte da bereits den diversen Eingängen einen Besuch abgestattet und mehrere der Plakate entfernt. „Wenn jetzt noch ein Plakat auftaucht, haben wir es nur übersehen“, so ein Sprecher. Auch die Urheber sollen möglichst ausfindig gemacht werden.

Später teilte die stellvertretende Senatssprecherin Julia Offen dann noch mit, dass die Plakate auch in Hamburg-Wilhelmsburg, der Sternschanze und der Hafencity gefunden wurden. Das Landeskriminalamt sei eingeschaltet worden.

Der Debatte im Netz konnten wiederholte Hinweise auf die Täuschung nichts anhaben, zu groß war bei vielen der Diskutanten die Erregung darüber, was ja sein könnte.

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